Sie sprechen für eine Minderheit der besitzenden Klasse, doch sie haben Recht: Mehr als hundert Millionärinnen und Millionäre fordern in einem offenen Brief an das Weltwirtschaftsforum in Davos eine Vermögensteuer für die Reichsten. Bei der privat organisierten Konferenz treffen sich gerade die Wirtschaftsbosse und Superreichen mit einigen der politisch mächtigsten Menschen der Welt – wenn auch dieses Jahr nur online.
In dem Brief an sie heißt es: „Wenn Sie aufmerksam sind, werden Sie feststellen, dass Sie Teil des Problems sind. Vertrauen […] wird nicht von milliardenschweren Weltraumtouristen aufgebaut, die mit einer Pandemie ein Vermögen machen, aber fast keine Steuern zahlen und ihre Beschäftigten schlecht bezahlen. […] Das Fundament einer starken Demokratie ist ein gerechtes Steuersystem. Als Millionärinnen und Millionäre und wissen wir, dass das derzeitige Steuersystem nicht gerecht ist. Die meisten von uns können sagen, dass, während die Welt in den letzten zwei Jahren unermessliches Leid erfahren hat, unser Wohlstand während der Pandemie gestiegen ist – dennoch können nur wenige von uns ehrlich sagen, dass wir unseren gerechten Anteil an den Steuern zahlen.“
Leider wird das Bündnis beim Mächtigen-Klüngel in Davos auf taube Ohren stoßen. Und leider auch bei der deutschen Bundesregierung. Gestern hielt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) seine Rede bei dem digitalen Treffen. Es wär zum Lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre: Ausgerechnet dann, wenn er und seine Ampel-Koalition mal ausnahmsweise auf eine Reichen-Lobby hören sollte, tun sie’s nicht.