Eine importierte Inflation bekämpft man nicht mit Zinserhöhungen!

Auch diese Krise kennt nicht nur Verlierer: Während viele abhängig Beschäftigte nicht wissen, wie sie es bis zum Monatsende schaffen sollen und kleine Unternehmen straucheln, sahnen einige wenige richtig ab. Z.B. Europas Banken: Die haben im dritten Quartal mit bis zu 60 Prozent mehr Gewinn die Erwartungen deutlich übertroffen. Das hat einen einfachen Grund: Die EZB hat den Leitzins zuletzt kräftig angezogen und das Geschäft der Banken nach einer langen Phase des billigen Geldes wieder rentabler gemacht. Und heute steht die nächste Erhöhung ins Haus!

Es zeigt sich: Die EZB ist zwar formal unabhängig von den Regierungen der Eurozone. Aber ihre Entscheidungen haben immer eine Verteilungswirkung und machen die einen reicher und andere ärmer!

In der jetzigen Situation sollte klar sein, dass das Dahinschmelzen der Kaufkraft aufgehalten werden muss. Die Inflation stellt Menschen bis tief in die Mittelschicht vor große Herausforderungen. Es sollte aber ebenso klar sein, dass eine striktere Geldpolitik hier keine Lösung bringt, sondern nur neue Probleme schafft.

Eine Anhebung des Leitzinses schwächt die konjunkturelle Entwicklung. Ein Sinken der Inflation soll durch Arbeitslosigkeit erkauft werden. Aber: Armut bekämpft man nicht mit Armut!

Denn, ursächlich für die Inflation ist nicht, dass die Menschen zu viel Geld in der Tasche haben. In der jetzigen Situation ist es keine überhitzte Nachfrage, die die Preise in die Höhe schießen lässt. Das Gerede von einer Lohn-Preis-Spirale ist total hanebüchen. Diese Inflation ist importiert und der maßgebliche Inflationstreiber Energie wird nicht plötzlich billiger, nur weil die EZB auf die geldpolitische Bremse drückt!

In der jetzigen Situation ist restriktive Geldpolitik nicht die richtige Medizin. Die Folgen der Inflation müssen durch einen starken Sozialstaat abgefedert und durch noch stärkere Lohnforderungen ausgeglichen werden. Und es ist an der Zeit, die Krisengewinner endlich zur Kasse zu bitten. Wenn die unsinnige Schuldenbremse wieder greift, dürfen nicht schon wieder die kleinen Leute die Zeche zahlen.

Zudem muss auf die Ursachen der Inflation eingewirkt werden. Lasst uns endlich offen und ehrlich über die fehlgeschlagene Sanktionspolitik diskutieren. Und: Um Energie zu vergünstigen, braucht es langfristige Investitionen in die Erneuerbaren – Zinserhöhungen, die Investitionen verteuern, sind hier der genau falsche Weg!