In meiner Rede zur aktuellen Stunde über die Zukunft von Thyssenkrupp kritisierte ich die AfD für ihre Ignoranz gegenüber den Stahlarbeitern, die in der Debatte kaum Erwähnung fanden. Als Abgeordneter aus Duisburg stehe ich in engem Kontakt mit den Beschäftigten und betonte, dass die Transformation der Stahlindustrie unvermeidlich sei, um den Standort zu retten. Angesichts der prekären Lage von Thyssenkrupp, das nicht mehr in der Lage ist, die nötigen Milliarden für die Umstellung aufzubringen, forderte ich ein stärkeres staatliches Engagement. Eine Lösung könnte eine Industriestiftung im öffentlichen Eigentum sein, um die Zukunft der Stahlstandorte und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu sichern. Die AfD hingegen spreche nur von sich selbst, ohne konkrete Vorschläge für die Beschäftigten zu liefern.
Die Rede im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Präsident!
Meine Damen und Herren!
Karsten Hilse von der AfD sagte zu Beginn der Debatte: „Überlassen Sie die Stahlproduktion denen, die was davon verstehen, nämlich den Stahlarbeitern.“ Ich sage Ihnen was: Ich komme aus Duisburg, und ich rede mit den Stahlarbeitern – übrigens nicht nur bei einer Delegationsreise, sondern an einem ganz normalen Mittwoch. Ich habe noch keinen einzigen Arbeiter getroffen, der nicht wusste: Entweder es wird die Transformation geben, oder die Stahlstandorte werden kaputtgehen.
Ich kann nicht zählen, wie oft ich gehört habe: „Da muss die Politik mal etwas machen.“ Diesen Satz höre ich ständig. Und dann kommt die AfD, macht diese Aktuelle Stunde – und redet überhaupt nicht über die Arbeiter in Duisburg, sondern nur über sich selber. Ich glaube, es hackt!
Punkt eins. Unser Land wird Stahl brauchen. Die Frage ist: Wollen wir sauberen Stahl mit guten Arbeitsplätzen aus dem eigenen Land haben, oder wollen wir uns in der aktuellen geopolitischen Situation vom Ausland abhängig machen?
Punkt zwei. Wenn wir Stahl aus Deutschland wollen, dann muss man so ehrlich sein und sagen: thyssenkrupp hat das Geld aktuell nicht mehr, und es will auch nicht mehr. Es wäre ein zweistelliger Milliardenbetrag nötig, um die Stahlindustrie dort zu transformieren, und thyssenkrupp ist am Markt gerade mal noch 1,9 Milliarden Euro wert. Das heißt: Entweder der Staat steigt hier ein, oder die Stahlstandorte sind in Gefahr und mit ihnen Zehntausende von Arbeitsplätzen, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Wenn der Staat einsteigt, dann muss man so ehrlich sein und sagen: Dann muss ihm das Unternehmen bei diesen Summen auch gehören. Bevor es hier wieder laut wird, stelle ich mal eine Frage: Wenn Sie ein altes Auto haben, das noch 5 000 Euro wert ist, und Sie reparieren es für 30 000 Euro, verschenken Sie es danach an den Nachbarn? Wer kommt auf so eine Idee? Wer denkt sich so etwas aus? Die Antwort auf diese rhetorische Frage ist: So etwas denkt sich der Nachbar aus, dem das Auto geschenkt wird.
Deswegen schlagen wir eine Industriestiftung im öffentlichen Eigentum vor, um Stahlstandorte zu retten.
Danke schön.